Partnerschaft zwischen Barver und Lezay besteht 50 Jahre


Die deutsch-französische Partnerschaft zwischen Barver und Lezay besteht seit 50 Jahren. Hermann Blome war anfangs der Dreh- und Angelpunkt.

Barver – „Es ist eigentlich aufgrund eines Missverständnisses zustande gekommen“, sagt Wolfgang Rohlfing im Rückblick auf die Anfänge der Freundschaft zwischen Barver und Lezay, die vor genau 50 Jahren in eine offizielle deutsch-französische Patenschaft mündete.

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Wolfgang Rohlfing war schon in den Anfängen der Freundschaft zwischen Barver und Lezay dabei, Jonas Bösking (l.) ist heute Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses. Einige Fotos und die Urkunde erinnern im Dorfgemeinschaftshaus an die seit 50 Jahren bestehende Partnerschaft. © Russ
Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde: Lezays Bürgermeister Rémi Mornet (v.l.), der stellvertretende Gemeindedirektor Friedhelm Fenker und Bürgermeister Friedrich Schumacher. © Gemeinde
Hermann Blome (rechts) war in den Anfängen der Partnerschaft Barver-Lezay der Motor, der in Barver lebende gebürtige Franzose Theo Dries half bei den Übersetzungen. © Wolfgang Rohlfing

Damals, im Sommer 1966, wollte eine Gruppe aus Lezay eigentlich an die Elbe reisen, um sich die „Zonengrenze“ anzuschauen, wie Rohlfing berichtet. Sie hatten Kontakt zu einer dortigen Landjugendgruppe, die die Unterkünfte organisieren wollte, dann aber für die überraschend große Gruppe nicht genügend Gastfamilien fand. Also habe der dortige Vorsitzende den Vorsitzenden der Landjugendgruppe Barver Hermann Blome, den er bei einer früheren Veranstaltung kennengelernt hatte, um Hilfe gebeten, so Rohlfing. Weil es nicht sinnvoll gewesen wäre, die französische Gruppe zu teilen, habe Blome gesagt: „Schickt gleich alle her.“ „Für um die 50 Leute in einer Woche Quartiere zu finden, war nicht einfach“, erinnert sich Wolfgang Rohlfing, der von Anfang an dabei war. Aber mit Unterstützung der Barveraner Familien – einige Gäste wurden auch in Sankt Hülfe und Drebber untergebracht – gelang es.

Es sei von Anfang an ein gutes, unbeschwertes Miteinander gewesen. „Wir waren alle um die 20 Jahre alt. Da hat es keine Vorbehalte gegeben“, sagt Rohlfing mit Blick auf den damals noch nicht allzu lange zurückliegenden Zweiten Weltkrieg. „Wir haben eine Woche volles Programm gemacht, viele Betriebe besichtigt und natürlich den Dümmer besucht. Das war für alle etwas ganz Neues, und es war ein voller Erfolg.“

Ein Gegenbesuch in Lezay im nächsten Jahr wurde versprochen und auch eingehalten. „Aber es war schwierig, eine ähnlich große Gruppe zusammenzubekommen“, so Rohlfing. Letztendlich fuhren nur er und drei weitere Barveraner nach Frankreich. „Es waren völlig überwältigende Eindrücke. Man war das erste Mal im Ausland“, erinnert er sich. Bei der Überwindung der anfänglichen Sprachbarrieren half Theo Dries, ein Franzose aus Metz, den es nach dem Krieg nach Barver verschlagen hatte.

Nach den ersten Austauschen sprach die Landjugend unter Federführung von Hermann Blome schließlich 1970 beim Gemeinderat vor und beantragte, eine Partnerschaft mit Lezay zu beschließen. Dem folgte der Rat ein Jahr später. „Dreh- und Angelpunkt war immer Hermann Blome“, sagt Rohlfing. Ohne ihn würde es die Partnerschaft vermutlich nicht geben. „Ihm haben wir alles zu verdanken“, ist Rohlfing überzeugt.

Um die geplante Partnerschaft zu sondieren, unternahm der Gemeinderat unter Führung seines Bürgermeisters Adolf Rohlfing im März 1972 eine Frankreichfahrt. Es hatten sich auch einige Nichtratsmitglieder angeschlossen, sodass die Reisegruppe 23 Personen zählte. „Von der Überzeugung geleitet, dass die Entwicklung dieser Verbindung französisch-deutscher Freundschaft der Sicherung einer friedlichen und glücklichen Zukunft in Europa und der Welt dient“, so heißt es in der Patenschaftsurkunde, legten die Bürgermeister Dr. Mornet und Rohlfing 1972 den Grundstein für die Patenschaft zwischen Lezay und Barver, die am 26. August des folgenden Jahres mit der Unterzeichnung der Urkunde in Barver bekräftigt wurde und die bis heute lebendig ist.

Neben den im Wechsel stattfindenden jährlichen Besuchen gibt es viele Fahrten außer der Reihe zu Märkten und Festen in den beiden Kommunen. Auch die Vereine besuchen sich gegenseitig. So kam es schon zu dem ein oder anderen „Länderspiel“ zwischen den Fußball-Mannschaften aus Barver und Lezay. Im Laufe der Jahre sind auch viele langfristige private Freundschaften und sogar einige länderübergreifende Ehen entstanden.

Zuletzt gab es laut Jonas Bösking, Vorsitzender des ebenfalls vor 50 Jahren gegründeten Partnerschaftsausschusses und des 2011 gegründeten Fördervereins, auch Bemühungen, gemeinsam mit der Oberschule in Rehden den Schüleraustausch wiederzubeleben, der einst über die damalige Haupt- und Realschule Wagenfeld bestand, aber irgendwann zum Bedauern der Barveraner nicht weitergeführt wurde. Diese Bemühungen wurden allerdings durch Corona gestoppt – vorerst.

Der Kontakt zwischen Barver und Lezay verlief während der Pandemie zwar auf Sparflamme, aber er schlief nie ganz ein. Auf privater Ebene sowieso nicht, es wurden aber auch mehrfach gemeinsam Gruppenfahrten geplant, die wegen Corona dann doch wieder abgesagt werden mussten. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf die in diesem Jahr vom 7. bis 14. August geplante Fahrt nach Lezay. „Das Interesse ist groß“, freut sich Jonas Bösking. Und er ist zuversichtlich, dass Corona dieses Mal keinen Strich durch die Rechnung macht. Die meisten Plätze sind schon vergeben, aber wer noch mitfahren möchte, kann sich zeitnah bei Jonas Bösking melden, E-Mail: jonas.boesking@ barver-lezay.eu.

Groß gefeiert werden soll das Jubiläum natürlich auch – allerdings erst im nächsten Jahr, wenn sich die Urkundenunterzeichnung zum 50. Mal jährt.