Patenschaftsurkunde zwischen Barver und Lezay feierlich unterzeichnet
Barver (kr). Die französische Woche in Barver läuft auf vollen Touren. Am Sonnabendmorgen trafen die Gäste aus der Patengemeinde Lezay in Barver ein und wurden von Bürgermeister Schumacher bei Schild-Zöllmer willkommengeheißen. Nach einer Besichtigungsfahrt am Sonnabendnachmittag kam man am Sonntagmorgen zum Höhepunkt des Besuchs der Gäste.
Im Saal von Schild-Zöllmer fand die offizielle Begrüßung der 27 Fahrtteilnehmer statt, die von Bürgermeister Dr. med. vet. Mornet geführt werden. Zu dem feierlichen Akt mit anschließender Urkundenunterzeichnung konnte Bürgermeister Friedrich Schumacher eine große Anzahl Gemeindemitglieder begrüßen.
Sein besonderer Gruß galt den Gästen aus der französischen Gemeinde Lezay. Vor einem Jahr sei der Barver Gemeinderat in Frankreich zu Gast gewesen. Heute sei der Tag des Wiedersehens gekommen.
Die Gemeinde Barver freue sich aufrichtig über den Gegenbesuch, der dazu beitragen möge, die angebahnten Bekanntschaften und Freundschaften zu vertiefen. Die zahlreichen Patenschaften zwischen französischen und deutschen Gemeinden und die wechselseitigen Besuche zwischen den Jugendlichen würden es ermöglich, die völkerverbindende Brücke, die unsere Staatsmänner zu bauen versuchen, auf der untersten Ebene der kommunalen Gliederung nach Kräften zu stützen. Es könne keine große Politik gemacht, so Schumacher weiter, aber die Vorurteile könnten abgebaut werden, Land und Leute lernten sich kennen und schätzen. Gute zwischenmenschliche Beziehungen würden gepflegt. Das sollte auch der tiefere Sinn der Patenschaft zwischen Lezay und Barver sein.
Schumacher dankte nochmals für den Besuch und versprach, dass man sich bemühen werde, ein guter Gastgeber zu sein. Als sichtbares und klangvolles Zeichen der Verbundenheit überreichte er Bürgermeister Dr. med. vet. Momet eine Tischglocke. Sie möge oft Ratssitzungen in Lezay einläuten und an die Patenschaft erinnern.
Für die Frau des französischen Bürgermeisters überreichte er einen großen Blumenstrauß als Anerkennung für die liebenswürdige Betreuung, die sie den Barveranern beim Besuch in Lezay zuteil werden lassen.
Nach diesen Gruß Worten, die von Ernst Feldmann übersetzt wurden, entgegnete Bürgermeister Dr. med. vet. Mornet:
„Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren! Die französische Delegation ist sehr erfreut über die Worte des Willkommens, und wir danken Ihnen aufrichtig für alle Ihre Geschenke.
Diese Glocke, die dazu bestimmt ist, die zu schwatzhaften Stadtverordneten auf Vordermann zu bringen, damit sie spuren, wird das Sinnbild von Barver sein, weil Ihre schöne Gemeinde eine so angenehme Ruhe ausstrahlt.
Wir erleben eine außerordentliche Epoche. Nicht allein die Lebensgewohnheiten verbessern sich, auch der Fortschritt erreicht uns täglich, wir müssen uns anpassen und ihn benutzen. Technik und Fortschritt haben die Welt verwandelt: Eine Reise in den fernen Orient, die ich kürzlich gemacht habe, hat mir gezeigt, dass das Fernsehen auch die entferntesten Dörfer erreicht, dass alle Nachrichten in wenigen Minuten zu vielen Millionen Menschen kommen.
Die Transportmittel erlauben schnellste Verschiebungen so dass Ländergrenzen kaum ein Hindernis sind: z. B. in wenigen Stunden befinden sich einige Bewohner von Lezay in Barver. Danke sehr, Herr Bürgermeister, danke sehr, Herr Rohlfing, danke sehr dem Gemeinderat von Barver, der diese Patenschaft zwischen unseren Gemeinden angenommen hat.
Lezay und Barver haben viele Gemeinsamkeiten. Wir sind alle Leute, die auf dem Land leben und wir sind stolz darauf.
Wir haben dieselben Berufsgruppen und haben auch dieselben Verwaltungsprobleme. Ich merke jeden Tag, dass zwei Bauern oder zwei Tierärzte aus fremden Ländern sich besser verstehen als zwei Nachbarn aus verschiedenen sozialen Gruppen.
Wir kennen uns schon besser. Eine große Kette von Freundschaften und Bekanntschaften schmiedet die Einwohner Lezay und Barver zusammen. Sie verbindet Jugend und Erwachsene, Franzosen und Deutsche.
Könnten wir nicht Vorbild unserer Politiker sein? Das politische und wirtschaftliche Europa entwickelt sich zu langsam. Wir können uns in verschiedenen Berufen viel schneller zusammenfinden. Dazu ist keine Urkunde nötig, aber ein wenig guter Wille, viel Herz — und auch Magen!
Endlich, Herr Bürgermeister, glaube ich, dass wir sagen können, wenn wir Gemeinden verbinden, verbinden wir auch Leute, und dass jeder mit seinem Bruder überall solidarisch ist, noch mehr aber, wenn er in Deutschland lebt. — Es lebe Barver — es lebe Lezay!“
Soweit die Worte des französischen Bürgermeisters, die mit herzlichem Beifall aufgenommen wurden. Danach schritt man zum feierlichsten Akt des Morgens. Die Unterzeichnung der Urkunde — nachdem Gastgeschenke ausgetauscht waren — konnte vorgenommen werden. Die Bürgermeister verlasen die Texte der Urkunde, die wir schon am Sonnabend veröffentlichten.
Den würdigen Rahmen dieser denkwürdigen Stunde lieferte der Posaunenchor unter Leitung von Emst Feldmann. Er hatte schon eingangs ein Stück gespielt. Zum Abspielen der Hymnen beider Länder muss man dem Posaunenchor ein besonderes Lob aussprechen, denn er spielte die etwas schwierige französische Hymne so sauber und korrekt, dass der Bürgermeister Dr. Mornet spontan auf den Dirigenten Ernst Feldmann zulief und ihm einen besonderen Dank aussprach. Nach dem offiziellen Teil der Begrüßungsfeier wurden die Gäste zu einem Glas Wein mit Keksen gebeten, und ein lebhaftes Diskutieren und sich Kennenlemen begann — wenn auch teilweise mit einigen Sprachschwierigkeiten. Am Abend traf man sich wiederum bei Schild-Zöllmer zu einem Festball, worüber wir noch berichten werden.
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Eine Reportage über die Entstehung der Patenschaft und über den Verlauf der Feierstunde bei Schild-Zöllmer wurde vom Norddeutschen Rundfunk aufgezeichnet. Sie wird heute Abend um 17.30 Uhr auf NDR II zu hören sein.