Zwei Gemeinden besiegeln ihre Freundschaft – Urkundenunterzeichnung zwischen Lezay und Barver
Barver (kr). Heute Morgen ist die 27 Personen starke Delegation aus der französischen Patengemeinde Lezay in Barver eingetroffen. Hiermit erwidert der französische Gemeinderat unter Leitung seines Bürgermeisters Dr. med. vet. Mornet den Besuch des Barver Rates vom März 1972. Damals wurde schon die Patenschaft zwischen den beiden Orten geschlossen, was am Sonntagmorgen nochmals durch Unterzeichnung einer Patenschaftsurkunde bekräftigt werden soll.
Die Beziehungen zu dieser französischen Gemeinde wurden von der Barver Landjugend im Jahre 1966 aufgenommen. Damals bestand reger Jugendaustausch. Einige Jahre später griff dann der damalige Bürgermeister Adolf Rohlfing die Idee einer Patenschaft auf, die vom Bürgermeister Allonneau aus Lezay vorgeschlagen wurde.
Die Gemeinde Lezay liegt zwischen der Loire- und Garonnemündung, also zwischen Nantes und Bordeaux. 400 km südwestlich von Paris, 100 km vom Atlantik entfernt. Lezay ist Verwaltungszentrum einer Samtgemeinde von 10 Einzelgemeinden, die 2200 Einwohner zählt. Die ganze Umgebung ist landwirtschaftlich orientiert, nennenswerte Industrie fehlt.
Die große Attraktion in Lezay ist der wöchentlich abgehaltene Viehmarkt. Hier werden an jedem Dienstag Kälber und Ziegen aufgetrieben. Der Auftrieb beginnt schon früh morgens mit etwa 3000 Kälbern und vielen hundert Ziegenlämmern. Um 8 Uhr ist schon alles soweit, dass der große Markt eröffnet werden kann. Das vereinnahmte Standgeld in jeder Woche beläuft sich auf etwa 3000 — 3500 DM, was eine gute Einnahmequelle für die Gemeinde darstellt.
Weiter wird in diesem französischen Ort auch der Weinanbau betrieben. In einem Umkreis von etwa 50 km umgeben die Weinfelder den Ort. Große Weinbrandbrennereien, wie u. a. die bekannte Hennessy-Brennerei, befinden sich in der Nähe.
Im Großen und Ganzen lebt die Bevölkerung dort von der Landwirtschaft, was ja auch in Barver der Fall ist. So entwickelten sich schon beim Besuch in Lezay private Freundschaften, die jetzt mit dem Besuch der Franzosen in Barver wieder auf gefrischt werden.
Für den Aufenthalt der französischen Freunde in Barver hat sich der Festausschuss unter Leitung von Bürgermeister Schumacher ein umfangreiches Programm ein fallen lassen, damit die Gäste auch möglichst viel von ihrer Patengemeinde und der näheren Umgebung, den Lebensgewohnheiten der Bevölkerung und der Beschaffenheit unserer Landschaft kennenlernen können.
Das Programm
Nachdem nach der Ankunft und einer kurzen Begrüßung heute, Sonnabend, die Quartiere bezogen wurden, wird man um 13.30 Uhr den Hof Sandering in Hemsloh besichtigen. Anschließend wird eine Rundfahrt durchs Hemsloher Moor unternommen. Sehr aufschlussreich wird der Besuch im Torfwerk Ströhen sein. Den Höhepunkt des Tages bildet dann der Besuch des Gestüts Ismer.
Absoluter Höhepunkt der französischen Woche in Barver wird am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr die offizielle Begrüßung bei Schild-Zöllmer mit Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde sein. Hieran wirkt der Posaunenchor mit.
Abends lädt die Gemeinde Barver dann zu einem bunten Abend bei Schild-Zöllmer ein. An der Ausgestaltung wirkt wiederum der Posaunenchor mit. Weiter werden der Singekreis, der Gesangverein und die Gymnastikgruppe (mit altdeutschen Volkstänzen) mit von der Partie sein. Anschließend wird zu den Klängen der Kapelle Peikert das Tanzbein geschwungen. Zu diesem Abend ist der Eintritt frei, und man hofft, dass möglichst viele Einwohner der Gemeinde als Gäste kommen.
Am Montag werden dann die Weinkenner aus Frankreich mit der Herstellung des deutschen Bieres bekannt gemacht. Hierzu fährt man zur Brauerei Barre in Lübbecke. Abfahrt ist um 12.30 Uhr.
Der Dienstag ist besonders den Frauen gewidmet. Interessant wird für sie die Führung durch die Orchideenzucht in Lemförde sein. Nach einer Dümmerrundfahrt wird die Gruppe dann in Diepholz die Jahnschule und das Hallenbad besichtigen. Eine Stadtrundfahrt ist auch geplant. Die Führung in Diepholz wird Stadtamtmann Becker übernehmen.
Am Mittwoch wird man dann Bremen besuchen. Hier sollen die Sehenswürdigkeiten aufgesucht werden. Eine Hafenrundfahrt schließt sich an.
Am Abend wird dann ein großes Abschiedsessen zu Ehren der französischen Gäste mit dem Barver Gemeinderat bei Schild-Zöllmer stattfinden.
Sämtliche Veranstaltungen sind für jedermann aus Barver zugänglich, bis auf das Abschiedsessen am lezten Abend. Die Verantwortlichen hoffen, dass davon reger Gebrauch gemacht wird. Auch bei den Busfahrten werden Fahrgelegenheiten geschaffen — sollte der Bus besetzt sein, so werden Privatkraftfahrzeuge eingesetzt.
Willkommensgruß!
Aus Anlass des Besuches aus der französischen Patengemeinde Lezay in der Zeit vom 25. bis 30. August 1973 entbieten der Rat, die Verwaltung und die Bürger der Gemeinde Barver ihren französischen Freunden ein
herzliches Willkommen
Möge der Aufenthalt in unserer Gemeinde, vor allem aber das Zusammenfinden in den Familien, zum weiteren persönlichen Kennenlernen und gegenseitigen Verstehen beitragen.Wir bitten alle Mitbürger unserer Gemeinde, sich in den bevorstehenden Tagen an den offiziellen Veranstaltungen zu beteiligen.Die Patenschaft soll nicht nur ein formeller Akt zwischen den kommunalen Gremien unserer Gemeinden sein; wir alle sind als Bürger aufgerufen, sie mit echtem Leben zu erfüllen.
Patenschaft ist Lebensgemeinschaft.
Schumacher
Bürgermeister
Menke
Gemeindedirektor